Offener Brief von Dirk Hinniger an den Landrat Michael Harig
Veröffentlicht am von Dirk Hinniger
Location(s): Lessingschule
Themen zu diesem Artikel: Standort-Diskussion
Sehr geehrter Herr Landrat,
auf Wunsch vieler Gewerbetreibender, Freiberufler und der Kamenzer Cityinitiative mit mehr als 100 Mitgliedern wende ich mich heute in diesem offenen Brief an Sie, um unsere Bedenken und Befürchtungen zu der Entwicklung am Schulstandort Henselstraße vorzubringen.
Wir sind überzeugt davon, dass es nicht in Ihrem Sinn sein kann, dass der mehr als 100-jährigen Tradition des Lessinggymnasiums aus einer nicht nachvollziehbaren Entscheidung Ihres Dezernenten und gegen den Willen der Bevölkerung einer ganzen Stadt ein Ende gemacht wird.
Bereits seit Jahren wird ein klares Bekenntnis zum gymnasialen Standort und zum Ausbau der Lessingschule gefordert und von vielen Seiten auch gefördert. Es gibt Zusagen und weitreichende Zugeständnisse der Stadt.
Private Förderer aus dem Kreis der Vereinigung ehemaliger Lessingschüler (VEL) haben Geld bereitgestellt, es gibt positive Standortuntersuchungen und viele Diskussionen und Publikationen, die deutlich gemacht haben, wie wichtig den Kamenzern „Ihr Gymnasium“ ist.
Bei allen Gedanken, die bereits für einen Erhalt der Lessingschule als Gymnasium angebracht wurden, kommt uns jedoch ein Aspekt zu kurz.
Wir sehen in der Absicht, die Lessingschule nicht weiter als gymnasialen Standort zu betreiben, ganz erhebliche wirtschaftliche Nachteile für alle Gewerbetreibenden und Freiberufler in der Innenstadt.
Das Lessinggymnasium hat bislang für eine deutliche Belebung in der Stadt gesorgt (und würde dies nach einem Ausbau noch viel mehr tun), da die zu einem großen Teil von außerhalb anreisenden Schüler und in der Folge auch deren Eltern durch das Lessinggymnasium in die Innenstadt gezogen wurden. Freistunden und der Schulschluss wurden zum Bummeln in der City genutzt, das Imbissangebot der zahlreich vorhandenen gastronomischen Betriebe wurde wahrgenommen und auch die weiteren Freizeit- und Beschäftigungsmöglichkeiten der Stadt und der angrenzenden Parks wurden genutzt. Der Aufenthalt in der Innenstadt und ein möglicherweise anstehender Besuch bei einem Arzt, Fotografen, Logopäden oder einem anderen Freiberufler konnte mit dem ebenfalls in der Innenstadt bestehenden Bus- und Bahnangebot koordiniert werden. In der Folge haben sich die Schüler intensiv mit unserer Stadt beschäftigt und die vorhandenen Angebote und Einkaufsmöglichkeiten sozusagen „am Rande“ mit kennen gelernt. Durch die jahrelange Anwesenheit im Zentrum unserer Stadt ist eine Verbundenheit entstanden, die auf Jahre hinaus eine enge Bindung zu Kamenz schafft.
Für jeden dürfte klar sein, dass eine belebte Innenstadt auch interessantere wirtschaftliche Perspektiven für alle Gewerbetreibenden bringt. Schüler, die bei Ihren Erkundungen die Stadt und deren Angebote kennen gelernt haben, werden sich auch später an diese Angebote erinnern und als zukünftige Kunden, Mandanten und Patienten unsere Stadt besuchen.
Eine große Schule am Stadtrand, bei denen die Schüler allein schon aus logistischen Gründen die Innenstadt von Kamenz nicht kennen lernen konnten, wird diese Leistung natürlich nicht erbringen. Dabei trifft dies im Besonderen auf ein Gymnasium zu, da hier die Zahl der von außerhalb anreisenden Schüler bei weitem höher liegt als bei den Mittelschulen, die über ein dichteres Schulnetz verfügen.
Wir sind überzeugt, dass es nach der Verlegung des Landratsamtes vom Bönischplatz an die Macherstraße und dem Wegfall des Kreissitzes ein weiterer, sehr schmerzhafter Schritt zur Verödung der Kamenzer Innenstadt ist, das Lessinggymnasium zu schließen und ein Gymnasium am Stadtrand zu konzentrieren.
Wir als Gewerbetreibende sind uns einig, dass die Lessingschule in der Henselstraße der Standort des Kamenzer Gymnasiums bleiben muss. Wir möchten Sie bitten, sich bei den Fraktionsvorsitzenden des Kreistages für diese Position einzusetzen und danken Ihnen hierfür bereits heute.
Mit freundlichen Grüßen
H+H Wohnen und Einrichten GmbH
Dirk Hinniger
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