9. November
Veröffentlicht am von Maxi Unger
Themen zu diesem Artikel: Aus dem Unterricht, Projekte
Der 9. November war definitiv schon immer ein besonderer Tag in der deutschen Geschichte. Zum Beispiel 1918 die Novemberrevolution, 1938 die Kristallnacht und 1989 der Mauerfall. Letzteres ist gerade einmal 22 Jahre her und unsere eigenen Eltern waren dabei, als damals die Grenze in Berlin geöffnet wurde und man das erste Mal, einfach so, in den Westen konnte. Anlässlich dieses „Schicksalstages der Deutschen“ fand am Mittwoch, dem 9. November 2011, ein bundesweiter Projekttag statt, an welchem sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9b des G.-E.-Lessing-Gymnasiums in Kamenz beteiligten.
Sichtlich motiviert widmete man sich am frühen Morgen der Internet-Recherche zu verschiedenen Themen, um möglichst viele Informationen, z.B. über die Mauer, Reaktionen von Ost- und Westberlinern zum Bau und zur Öffnung der Mauer und zu „berühmten Äußerungen“ von Politikern aus Ost und West zur Mauer, zu sammeln. Die anfangs eher langweilig klingende Arbeit entpuppte sich schnell als „ganz interessant“ und regte auch viele zum Nachdenken über das damalige Geschehene an. Paulina (14) erinnert sich dabei an einen Besuch in Berlin: „Ich kann es mir kaum vorstellen, wie es sein muss, so eingesperrt zu sein. Es ist ziemlich unglaublich und interessant, aber auch irgendwie unheimlich.“, meint sie.
Als man sich schließlich ausreichend über verschiedene Themen ausreichend informiert hatte, sah man gemeinsam die Dokumentation „1989: Chronologie der Friedlichen Revolution“ an. Darin waren die Ereignisse von 1989 noch einmal dargestellt und wurden durch viele Zeitzeugen wie z.B. Hans Modrow und Günter Schabowski, zusammen gefasst.
Danach hieß es selbst aktiv werden, egal ob beim Nachgestalten der Mauer und der Herstellung eines Graffitis, dem Herstellen von Transparenten oder dem Bau eines Modells der Grenzanlagen. Unter den Fahrradständern der Schule wurden riesige Bettlaken ausgebreitet und eifrig mit Original-Losungen wie „Bananen statt Kürbisse“, oder „Partei Der Schuldigen“ beschriftet. Auch heute sind sich die Schüler und Schülerinnen einig, dass es das Beste ist, ohne Gewalt zu demonstrieren. Allerdings „würde man wohl noch ein Megafon mitnehmen“, sagen Franziska und Kathleen (beide 15). Bei der Herstellung der Grenzanlagen-Modelle wird schon eine Menge mehr Material benötigt, als für die Transparente. So stürzen sich diejenigen, die für dieses Projekt verantwortlich waren, auch voll ausgerüstet mit Gips, Bauschaum, Säge und Holzplatten auf die Arbeit. Aus Blumenbindedraht wurde plötzlich Stacheldraht und auch Katzenstreu bekommt eine ganz neue Bedeutung. Kim (14) freut sich über die gute Zusammenarbeit in der Gruppe und glaubt, dass es damals bei den Demonstrationen ähnlich gewesen ist, denn schließlich hatte man die gleichen Interessen und Ziele. „Niemand hatte vor, hier eine Mauer zu bauen.“, bemerkt Stefan, in Anspielung auf ein Zitat von Walter Ulbricht, während der Arbeit zum Scherz. Damit hat er Recht. Es wird tatsächlich nicht nur eine Mauer gebaut. Zählt man die Werke der beiden Modell-Gruppen zusammen, ist man schon bei zwei. Ein weiteres, fast „lebensgroßes“ Modell entstand auf dem Schulhof aus riesigen Pappkartons. Schon beim Aufbau wurde der Mauerfall zahlreich geprobt, was natürlich nicht das eigentliche Anliegen war. Aufgabe war es, die Mauer mal von der Westseite zu betrachten. Dazu sollten die Mitglieder der Gruppe ein Original-Graffiti, was sich auch auf der echten Mauer befand, auf ihre eigene Mauer übertragen, was eine Menge Spaß machte. So entstand ein eigenes „Mauermonster“ und mit einer detailgetreuen Abbildung des geliebten Trabis.
Alle Ergebnisse des Projektes können sich durchaus sehen lassen und stehen jetzt im Foyer des Gymnasiums. Aber nicht nur die entstandenen Werke können bestaunt werden. Über vieles, was sonst schnell in Vergessenheit gerät wurde man zum Nachdenken angeregt und hatte dabei eine ganze Menge Spaß.
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