Irgendwas mit Medien. Und Hamburg.

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Location(s): Kamenz, Hamburg

 (Foto: Maxi Unger)

Hamburg. Drei Tage. Und ganz wenig Schlaf. Und eine Überdosis Medien. Klingt nach einem perfekten Wochenende. Schon weil Hamburg dabei ist. Wirklich, für mich ist Hamburg eine der Städte, wo man hinkommt und nicht mehr weg möchte. Drei Tage sind akzeptabel, aber eigentlich viel zu kurz. Gerade in Kombination mit Hamburg. Ganz wenig Schlaf ist theoretisch mit ganz viel Kaffee wieder auszugleichen. Das setzt aber voraus, dass genug Kaffee vorhanden ist, was leider nicht der Fall war. Ist aber ok, um die drei Tage intensiv zu nutzen. Und schließlich die Überdosis Medien, worum es bei der ganzen Aktion ja eigentlich ging, denn das Ganze nannte sich „Jugendmedientage“. Wo ich beim Thema bin. Anna und ich haben uns eines schönen Herbstdonnerstages aus der Schule verdrückt und in den Zug nach Hamburg gesetzt. Eigentlich ja in drei Züge. Oder vier, wenn man die U-Bahn mitzählt. Aber in den Zug klingt einfach besser. Dabei lernten wir die Tücken der Fahrkartenautomaten, den Akzent der tschechischen Durchsagenmenschen, das Gefühl einen Zug direkt vor der Nase wegfahren zu sehen und den Bodenkomfort des ICEs näher kennen. Vielleicht nicht alles Erfahrungen, die man gern machen möchte, aber gut.


In Hamburg durften wir die Erfahrung machen, wie es ist auf einer ultrafetten Turnhallenmatratze zu schlafen. Und natürlich alles unter dem Motto Medien.Ok, also beim Schlafen war Ruhe damit. Am Freitag, dem 9. November 2012 verbrachten wir den ganzen Tag im Terminal Tango, einem stillgelegten Flughafenterminal. Vollgestopft mit Menschen. Und zu wenig Essen. Neben der lustigen Tatsache, dass Bier günstiger verkauft wurde als Wasser, gab es ein unglaubliches Angebot an Workshops und Menschen, die etwas zu sagen hatten. Wir planten mit einem Zeitredakteur einen Zeittitel. Nahmen an einem Schülerzeitungsmach-Workshop teil und wollten uns eigentlich auch noch etwas über Social Media anhören, aber dieser Workshop fiel dann leider aus. Dafür wurden wir aber vom ehemaligen Tagesschau-Moderator Ulrich Wickert in seiner Keynote dazu aufgerufen, die Verantwortung der Medien nicht zu unterschätzen und die Menschenwürde zu wahren. Weil es auf seinem Zettel so stand. Und es eigentlich auch Sinn macht. Olaf Scholz, der erste Bürgermeister von Hamburg ermutigte uns zum kritischen Umgang mit Medien und machte Mut, etwas mit Medien zu machen. Thomas Krüger, dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, war es extrem wichtig uns mitzugeben, dass wir bei unseren Recherchen doch bitte alles mindestens dreimal hinterfragen sollen und sprach vom Einmischen von Politik und Wirtschaft in die Medien. Natürlich hinter den Kulissen. Bei einer überaus harmonischen Podiumsdiskussion, wo eindeutig die Meinungsvielfalt fehlte, kam auch noch Matthias Müller von Blumencron, der Spiegel-Chefredakteur, dazu. Dort ging es auch wieder um die Verantwortung der Medien. Dass Anwälte, die mit Millionenklagen drohen, dem Spiegel ziemlich egal sind. Und der Anruf von Hans Michael Strepp, dem Pressesprecher der CSU am 21.10.2012 bei der ZDF „heute“-Redaktion. Wobei ein Anruf allgemein eigentlich die geringste Form der Einflussnahme ist. Danach versuchten wir uns an einem Konzert der Band „Johan van der Smut“ zu erfreuen. Drei Oberhipster auf der Bühne sind ja ganz nett, allerdings sind Texte, wo man nur ein gebrülltes „GOLD!!!!“ verstehen kann, dann doch nicht das wahre.


Am Samstag stand ein Besuch beim NDR auf dem Plan. Wir sahen die Studios, wo Dieter Bohlen einfach  so abgehauen ist und wo jeden Abend der Wetterbericht angesagt wird. Das Highlight aber war, dass wir in einer Sendungspause mit dem hippen NDR Moderator mit den noch hipperen pinken Socken ein Foto machen konnten und dann noch hinter den Kameras sitzen durften, als die Sendung tatsächlich gesendet wurde. Wir haben sogar mit geklatscht. Also theoretisch hätte man uns aus der Masse heraushören können. Nur ist das mit dem individuell Klatschen so eine Sache. Am Nachmittag besuchten wir beide die von uns gewählten Intensiv-Workshops. Anna wollte sich eigentlich etwas über Medienrethorik hören, landete aber bei einem Interviewtraining, aus für mich nicht ganz nachvollziehbaren Gründen. Ich hatte das Vergnügen im Workshop „Investigativer Journalismus“ zu lernen, wie man Politikern womöglich geheime Informationen entlocken kann, um dann die tollsten Storys zu bringen, die sogar wahr sind. Mal sehen, inwieweit ich das anwenden kann. Am Abend feierten wir in einem Hamburger Club die als legendär angepriesene JMT (steht für Jugendmedientage)- Party. Bis wir dann um 12 einfach so rausgeworfen wurden. Aber bis dahin konnte man es durchaus als legendär bezeichnen.


Völlig übermüdet (weil man ja um 12 Uhr nachts dann noch nicht schläft) starteten wir also in den letzten Tag, wo es eindeutig zu wenig Kaffee, Essen und Sitzmöglichkeiten zum Frühstück gab. Aber es gibt schlimmeres. Dafür hat das, was man ergattern konnte sogar gut geschmeckt. Danach gab es eine Abschlussveranstaltung mit genügend Sitzplätzen und ich entdeckte den Twitter-Hashtag für die Jugendmedientage, was das Ganze um einiges interessanter machte. Obwohl eine Diskussion darüber, ob es angemessen ist, für ein Journalistikstudium 40000 Euro zu bezahlen und diese dann niemals zu verdienen, auch ziemlich interessant sein kann. Zwischendurch gab es echt gute Einlagen des Poetry Slammers Nico Semmsrott. Dieser lehrte uns durch einen Unglückskeksspruch, den Tag mit einem Lächeln zu beginnen. Man habe es dann hinter sich. Wobei das bei den Jugendmedientagen mit Sicherheit nicht gereicht hätte. Bei so viel Medien und tollen Menschen ist eindeutig mehr Lächeln drin. Das wurde noch bestärkt durch die Tatsache, dass wir bei unserer Heimreise trotz obligatorischer Verspätung mal keine Zughinterseite ansehen mussten.

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