Ausflug ins Kultusministerium

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im Büro von Kultusminister Roland Wöller (Foto: René Krauß)
im Büro von Kultusminister Roland Wöller

 

Politiker tun gerne etwas für ihr Image – so werden besonders Pressekonferenzen genutzt, um dieses etwas aufzupolieren. Allerdings kann man ja nie wissen, was einschlägige Boulevardblätter (-wir wollen keine Namen nennen-) am nächsten Tag gedruckt haben werden, und dieses Risiko umgeht man ganz einfach, indem man mal eine andere Art von Redakteuren einlädt.
So kam es, dass am 28. September Kultusminister Herr Prof. Dr. Wöller in seiner jährlichen Konferenz vor sächsischen Schülerzeitungsredakteuren sprach, die ihn zu diversen politischen Themen in die Mangel nahmen.


Was mit einfachen Fragen über sein Privatleben begann, entwickelte sich rasch zu einer politischen Diskussion, wobei viele aktuelle Themen unserer Bildungspolitik aufgegriffen wurden. Dass fing damit an, dass Dr. Wöller über den drohenden Lehrermangel berichtete, der in den folgenden Minuten zum Hauptinhalt vieler Fragen wurde.


So sollen bis 2020 etwa 10700 Lehrer unsere Schulen verlassen haben, was die Überlegung nach sich zog, ob die Politik es nicht vielleicht versäumt hätte, sich früh genug einen Kopf über dieses Problem  zu machen.


Inzwischen ist man um eine Aufstockung der Zahl der Studierenden bemüht. Herr Wöller selbst versuchte, in der Pressekonferenz mehrmals  Werbung für das Lehramt zu machen.
Ebenso sorgt man sich um eine Lösung des Problems der Referendariatsplätze, die inzwischen aufgestockt wurden. Es sollen mehr als 900 Plätze sein.


Aber auch die Meinung des Ministers wurde kritisch unter die Lupe genommen, unter Anderem mit der Frage, wie er denn schulische Probleme bearbeiten kann, ohne, dass er selber Kinder und damit einen direkten, nicht statistiken- und zahlen- also arbeitsbezogenen Draht zur Schule hätte.


Gleichsam wurde ein anderes Thema, welches vor einiger Zeit stark in den Medien diskutiert worden ist angesprochen – Prof. Wöllers Doktorarbeit. Diese bemühte er sich auch sofort, glaubhaft zu verteidigen. Viele weitere Themen von schulpolitisch hohem Wert wurden angesprochen, unter Anderem die nötige Sanierung der Schulen (kleines Beispiel: Unsere Fachwerkräume Physik haben sich seit 1993 nicht wesentlich verändert. Ein neuer Anstrich wäre nötig!), die Verhinderung der zu vielen vorzeitigen Schulabbrüche oder bessere Integration von Migranten.


Im Großen und Ganzen war es eine sehr lohnende Veranstaltung für die Schülerzeitungen, der Minister hat alle Fragen beantworten – wenn auch manche erst nach recht langatmigen Einleitungen.
Interessanterweise hat es auch eines der beliebten Boulevardblätter, die Bild, geschafft, in die Versammlung zu kommen. Sollte sich der Minister darüber geärgert haben, ließ er sich zumindest nichts anmerken.

Schließlich durften wir dank großartiger Beziehungen unseres Schulelternsprechers Herrn Krauß noch einmal allein ein persönliches Gespräch mit dem Minister führen. Er berichtete von seinem Arbeitsalltag, von verpatzten Ausflügen zu Schulen, wobei er die Veranstalter überraschte, als er einfach zur falschen Tür in die Aula kam, und pries dabei noch einige Berufe innerhalb des Ministeriums an, darunter den des  Redenschreibers.


Herr Wöller gab zu, die meisten seiner Reden vorbereiten zu lassen, ihm selbst fehle die Zeit für so etwas. Obwohl er dennoch immer bemüht sei, ohne festes  Konzept und möglichst frei zu sprechen.


Die Frage, ob seine Einleitung zur Pressekonferenz schon vorher geschrieben worden war, verneinte er. Er versicherte, dass es ihm Spaß mache, mit Schülern zu reden, und überraschte uns mit der Behauptung, dass die Fragen von Schülern meistens sehr viel direkter sind als die, der erwachsenen Reporter.


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